17. Mai 2021

Lernen Sie unseren wissenschaftlichen Berater im Bereich Nachhaltigkeit kennen!

In den vergangenen zwei Jahren hat Spuerkeess mit einem wissenschaftlichen Berater im Bereich Nachhaltigkeit zusammengearbeitet, der uns geholfen hat, eigene Forschung zu betreiben und Methoden zu entwickeln, mit denen wir die von der Erderwärmung ausgehenden Risiken messen können. Lernen Sie unseren Nachhaltigkeitsexperten Kim Schumacher kennen und erfahren Sie, warum Nachhaltigkeit so entscheidend ist und was wir für einen möglichst kleinen ökologischen Fußabdruck konkret unternehmen können.

Zu Kim Schumacher

Kim Schumacher ist Dozent für Nachhaltige Finanzwirtschaft und ESG am Tokyo Institute of Technology. Darüber hinaus arbeitet er als ehrenamtlicher wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Oxford und als Lehrbeauftragter an der Universität Luxemburg. Zuvor war er als Berater des Luxemburger Ministeriums für Umwelt, Klima und nachhaltige Entwicklung und als Postdoktorand mit dem Forschungsschwerpunkt Nachhaltige Finanzen an der Universität Oxford tätig. Kim Schumacher hat in Umweltwissenschaften an der University of Tokyo promoviert (2017) und einen Master-Abschluss in Umweltrecht und -politik an der UC Berkeley erworben (2012).


Seit nunmehr zwei Jahren begleiten Sie uns als Berater zu wissenschaftlichen und Nachhaltigkeitsthemen. Welchen Ratschlag haben Sie als Erstes an unsere Bank gerichtet, und was haben wir in den zurückliegenden 24 Monaten erreicht?

Kim Schumacher: Den Auftakt zu meiner Zusammenarbeit mit Spuerkeess bildete ein Seminar zur Klimarisiken und Krediten, das ich Ende 2019 mitausrichten durfte. Hiervon ausgehend hat sich dann eine enge Beziehung rund um die Einbindung grundlegender Prinzipien nachhaltiger Finanzwirtschaft sowie von ESG-Kriterien (ökologische und soziale Nachhaltigkeit sowie gute Unternehmensführung) in alltägliche Bank- und Anlagegeschäfte entwickelt. Im Verlauf der beiden vergangenen Jahre habe ich eine Reihe an Analysen dazu angestellt, welche potenziellen Klima- und Umweltrisiken sich auf die Tätigkeiten oder Portfolios von Spuerkeess auswirken könnten, und an der Entwicklung verschiedener interner Tools für eine möglichst adäquate Beurteilung und Steuerung dieser Risiken mitgewirkt. Darüber hinaus berate ich Spuerkees zum Aufbau interner Kapazitäten rund um die neuen und komplexen Herausforderungen der ESG-Thematik und führe hierzu auch Schulungen durch.

Was bedeutet nachhaltige Finanzwirtschaft für Sie, warum ist dieses Thema wichtig, und wo sehen Sie die aktuellen Trends?

Kim Schumacher: Nachhaltige Finanzwirtschaft ist nichts weniger als ein fundamentaler Paradigmenwechsel, was die künftige Funktionsweise des Finanz- und Bankensektors betrifft. Das Konzept der doppelten Wesentlichkeit erfasst die Grundprinzipien insofern sehr gut, als nachhaltige Finanzwirtschaft darauf abzielt, sowohl die Auswirkungen von ESG-Risiken auf den Finanzsektor zu berücksichtigen als auch umgekehrt den Folgen Rechnung zu tragen, die die Tätigkeiten des Finanzsektors einschließlich der Kreditvergabe und Kapitalanlagen für Umwelt und Gesellschaft haben. Mit dem Voranschreiten von Klimawandel und Umweltzerstörung suchen

Regierungen und Unternehmen nach Möglichkeiten, Nachhaltigkeit weltweit zu fördern. Über die Finanzierung von Projekten und Tätigkeiten, die ESG-Indikatoren gezielt berücksichtigen und Klima- sowie Umweltrisiken mindern, nimmt die Finanzbranche eine Schlüsselrolle ein. Die neuesten Trends auf dem Gebiet nachhaltige Finanzen drehen sich um eine höhere Transparenz über die negativen Folgen wirtschaftlicher Tätigkeit auf das Klima und unsere Umwelt, die Förderung von Nachhaltigkeit auf lokaler und globaler Ebene und den Kampf gegen Greenwashing – den Versuch, sich über reine PR-Maßnahmen ein umweltfreundliches Image zu verleihen.

Zahlen helfen uns, unsere Anstrengungen zu messen und fundierte Entscheidungen zu treffen. Hier haben Sie uns geholfen, unsere eigene Forschung zu betreiben. Warum ist das so wichtig?

Kim Schumacher: Viele Unternehmen und Akteure des Finanzwesens sind bestrebt, ESG-Faktoren in ihre Tätigkeiten einzubeziehen. Oft stützen sie sich auf externe Anbieter von ESG-Daten, um Ratings und Bewertungen zum Abschneiden von Unternehmen in puncto Nachhaltigkeit zu erhalten. Wie jedoch allzu oft belegt wurde, weisen diese Ratings noch immer viele Schwachpunkte auf, insbesondere im Hinblick auf die Zuverlässigkeit der Daten. Finanzaufsichtsbehörden empfehlen Finanzinstituten deshalb, interne Werkzeuge zu entwickeln und hauseigene Kapazitäten aufzubauen, um so weit wie möglich eigene Analysen anstellen zu können. So können sie dann auch externe ESG-Ratings besser nachvollziehen und gegebenenfalls überprüfen. Eigene Forschungsarbeit durchzuführen und hierfür über geeignete interne Instrumente zu verfügen kann eine höchst aufschlussreiche zweite Meinung liefern und Schwachstellen an externen ESG-Daten zum Vorschein bringen.

Was unterscheidet Spuerkeess in Ihren Augen von anderen Banken in Luxemburg, und wie schneiden wir im internationalen Vergleich ab?

Kim Schumacher: Spuerkeess schneidet unter den luxemburgischen Instituten wie auch auf internationaler Ebene recht gut ab. Greenwashing ist zu einem ernsten Problem auf dem Gebiet der nachhaltigen Finanzwirtschaft geworden, und auch aus diesem Grund arbeitet die EU derzeit einen strengeren Rechtsrahmen zum Thema ESG aus. Viele Finanzinstitute und ESG-Dienstleister haben in der Vergangenheit allzu rosige Behauptungen aufgestellt, die oft kaum zu überprüfen sind.

Spuerkeess hat einen anderen Weg eingeschlagen: Anstatt seine Produkte und Dienstleistungen mit einer Vielzahl ESG-bezogener Nachhaltigkeitsbehauptungen zu schmücken, hat Spuerkeess seine ESG-Anstrengungen im Hintergrund auf eine fundierte wissenschaftliche Grundlage gestellt. Jetzt, wo viele dieser Verfahren konkrete Ergebnisse liefern und die hausinternen Instrumente höchsten internationalen Maßstäben gerecht werden, kann Spuerkeess Produkte und Services an den Markt bringen, die von soliden internen ESG-Wissensstrukturen getragen werden.

„Eine überaus wirksame Maßnahmen kann darin bestehen, Nahrungsmittel mit unnötiger Verpackung zu meiden und seltener zu Frischhalte- oder Aluminiumfolie zu greifen.“
Kim Schumacher, Nachhaltigkeitsexperte

Was können unsere Kunden – als institutionelle Anleger, Unternehmen oder im privaten Bereich – tun, um zu einem nachhaltigeren Umgang mit unserem Planeten beizutragen? Haben Sie konkrete Tipps?

Kim Schumacher: Alltägliche Verbrauchsgüter von Nahrungsmitteln bis zu gängigen Haushaltsgegenständen sind ein Gebiet, auf dem sich Nachhaltigkeit mit relativ wenig Aufwand steigern lässt. So besteht eine überaus wirksame Maßnahme darin, Nahrungsmittel mit unnötiger Verpackung zu meiden und seltener zu Frischhalte- oder Aluminiumfolie zu greifen. Und dann gibt es natürlich die klassischen Lösungen: auf unnötige Autofahrten verzichten und auf öffentliche Verkehrsmittel oder das Fahrrad umsteigen, Wasser möglichst sparsam verwenden, Dinge recyceln oder seltener Fleisch essen und sich dafür stärker pflanzenbasiert ernähren.

Darüber hinaus gibt es viele gute Maßnahmen, an die man nicht sofort denkt. So kann man zum Beispiel in einem Teil seines Gartens Wildwuchs zulassen, auf Steingärten verzichten oder schattenspendende Bäume und Sträucher anpflanzen, um im Sommer mit weniger Klimatisierung oder Bewässerung auszukommen und die Biodiversität in städtischen und Wohngebieten zu fördern.

Die Wirksamkeit des Pariser Klimaabkommens hängt vom Gelingen der wirtschaftlichen Transformation ab. Bei der Umsetzung, die in Fünfjahreszyklen erfolgt, sind die Länder am Zug. Wie schneidet Luxemburg hier im Vergleich zu seinen europäischen Nachbarn ab?

Kim Schumacher: Im europäischen Kontext betrachtet steht Luxemburg gar nicht sonderlich gut dar. So sind zum Beispiel 2019 (dem Jahr, aus dem die jüngsten Zahlen stammen) die CO2-Emissionen der EU insgesamt zurückgegangen, während sie in Luxemburg sowohl am BIP als auch als Pro-Kopf-Ausstoß gemessen zugenommen haben. Das bedeutet, dass der Emissionsrückgang je Einwohner in Luxemburg seit 2016 mehr oder weniger stagniert.

Mit dem Bevölkerungswachstum lässt sich der jüngste Anstieg also nicht erklären. Ich bin gespannt darauf, zu sehen, ob die Entscheidung für landesweit kostenlose öffentliche Verkehrsmittel und die Fertigstellung zentraler Abschnitte des Straßenbahnnetzes in der Stadt Luxemburg zu einer deutlichen Reduzierung der künftigen Pro-Kopf-Emissionen führen werden.

Luxemburg hat jedoch alles Zeug dazu, eine Führungsrolle beim Klimaschutz einzunehmen, sowohl über das Wachstum seines nachhaltigen Finanzsektors unter Umgehung der Greenwashing-Risiken als auch über die Schaffung der rechtlichen Grundlagen für eine deutliche Emissionsreduzierung in der Zukunft. Ein Beispiel ist hier das im Dezember 2020 vom luxemburgischen Parlament verabschiedete Gesetz, mit dem sich das Großherzogtum verpflichtet, seinen CO2-Ausstoß bis 2030 um 55 % zu verringern und Klimaneutralität bis 2050 anzustreben. Diesen ehrgeizigen Zielen müssen nun greifbare Maßnahmen folgen.

Vielen Dank dafür, dass Sie sich die Zeit für dieses Gespräch genommen haben!

Kim Schumacher: Es war mir ein Vergnügen!


Über diesen Blog:

 
Der rasche Wandel hin zu globaler ökologischer Nachhaltigkeit ist dringend geboten. Dank all jener, die diesen Wandel aktiv gestalten, ist echter Fortschritt möglich. „Warum ist das wichtig?“ ist eine zweimonatliche Serie, die einen kurzen Blick auf Pioniere der heutigen Trends rund um das Thema Nachhaltigkeit wirft. Ab Mai 2021 werden wir versuchen, dieses wichtige Thema aus dem Blickwinkel unserer Experten zu beleuchten.

 
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