22. Juni 2022

Einen Traum verwirklichen: Craft Ramen für alle zugänglich machen

Die Britin chinesischer Herkunft Mei Chan ist durch ihre vielen Reisen, aber auch durch ihre Leidenschaft für diese traditionelle Küche in die japanische Kultur eingetaucht. Sie machte aus dieser Leidenschaft ein Geschäft und eröffnete den ersten japanischen Lebensmittelladen des Landes. In diesem Artikel erläutert Mei ihren bisherigen Weg als Unternehmerin. Viel Spaß beim Lesen!

Mei stellt sich vor

Mein Name ist Mei Chan und ich bin die Mitbegründerin von MANZOKU. Ich bin von Beruf Designerin mit der Spezialisierung Verpackungen und habe an zahlreichen Projekten im Bereich Lebensmittel und Getränke sowohl in London als auch in Hongkong gearbeitet.

Viele meiner kulinarischen Vorlieben stammen aus meinen vergangenen Erfahrungen und meinem eigenen kulturellen Erbe. Ich bin Britin chinesischer Herkunft und wuchs in London in einer Gastronomenfamilie auf. Ich esse und koche leidenschaftlich gern asiatisches Essen und habe viel im Fernen Osten, insbesondere in Japan, gearbeitet und bin dort auch viel gereist.

Die Idee zur Selbständigkeit

Eine Schüssel japanischer Ramen ist ein herzerwärmendes, einfaches Gericht, das aus drei Hauptbestandteilen besteht: Suppenbrühe, Nudeln und einer Garnierung. Ramen ist das beliebteste Wohlfühlessen in Japan und hat in den letzten Jahren mit der „Craft Ramen“-Bewegung eine Renaissance erlebt. Heute ist diese Speise in den Großstädten der ganzen Welt zu finden.

Wir verfolgen das Ziel, authentische japanische Ramen für Jedermann in Luxemburg zugänglich zu machen, und zwar nicht nur in einem Restaurant, sondern auch für Heimköche in Form eines Ramen-Kochsets.


Schritt für Schritt zum eigenen Unternehmen

1. Wie der Traum Gestalt annahm

Ich hatte schon immer den Traum, meine eigene Lebensmittelmarke zu gründen. Zu Hause essen wir sehr gerne asiatisch, aber japanische Speisen waren schon immer unser Lieblingsessen, vor allem Ramen. Bevor wir MANZOKU gründeten, verbrachten wir ganze Wochenenden mit dem Versuch, authentische Nudeln und Suppenbrühe für Ramen selbst herzustellen. Zugegeben war dies nicht einfach, aber das Endergebnis war es definitiv wert!

Zufälligerweise kam mein Mann von einer Geschäftsreise aus Japan zurück und brachte ein halbfrisches Ramen-Set mit. Es war eine Offenbarung - so einfach und doch köstlich - und die Zubereitung dauerte nur Minuten statt mehrere Tage!

Nach einigen Recherchen stellten wir fest, dass es in Europa nichts Vergleichbares gab. Dies brachte mich dazu, mehr über diese Geschäftsidee nachzudenken und von allen Möglichkeiten zu träumen.

2. Vom Traum zum Plan

Nachdem wir die Absicht hatten, allen Menschen frische Craft Ramen anzubieten, machten wir uns daran, herauszufinden, wie dies möglich sein könnte. Wir haben zunächst einen Geschäftsplan erstellt, um zu verstehen, ob diese Idee realisierbar war. Auf dem Papier sah alles gut aus, aber wir brauchten das nötige Selbstvertrauen, um das Produkt auch umsetzen zu können. Also belegte ich einen Ramen-Zubereitungskurs bei einem japanischen Unternehmen und erlernte die wesentlichen Fertigkeiten der Ramen-Herstellung.

Die Gründung eines neuen Unternehmens von Grund auf erfordert viel Disziplin und Entschlossenheit. Ich musste viele neue Fähigkeiten erlernen, um diesen Traum zu verwirklichen. Ganz zu schweigen davon, dass man als Jungunternehmerin auch noch eine Familie zu versorgen hat. Zum Glück steht mein Mann zu 100 % hinter der Idee und ist an ihrem Erfolg stark beteiligt, ebenso wie meine Kinder, so dass sich das Ganze eher wie ein Familienunternehmen anfühlt.

3. Der Plan wird Wirklichkeit

Im September 2019 führten wir die MANZOKU Kochsets für frischen Ramen im Pall Center (Strassen) und in unserem eigenen „Pop-up“-Laden in Howald, direkt neben unserer Nudelproduktionsstätte, ein.

Das Kochset besteht aus vor Ort hergestellten frischen Ramen-Nudeln und einer schmackhaften, aus Japan importierten Suppenbrühe. Es gibt sie in drei Geschmacksrichtungen (Tokyo, Sapporo, Hakata), wobei die besten Nudeln mit der entsprechenden Brühe aus derselben Region Japans kombiniert werden.

Ich hatte bei der Entwicklung unserer MANZOKU Kochsets für frischen Ramen bestimmte Werte im Hinterkopf - vor allem in Bezug auf die Auswirkungen auf die Umwelt - und habe versucht, diese so gut wie (wissenschaftlich und geschäftlich) möglich umzusetzen. Die Verpackung wurde so konzipiert, dass sie mit möglichst wenig Material auskommt und unser hochwertiges Produkt dennoch frisch und geschützt bleibt. Ebenso verwenden wir nur Mehle aus der Umgebung und werden von den Moulins de Kleinbettingen hierbei unterstützt.

Um den Markt zu sensibilisieren und für Ramen zu werben, begannen wir, regelmäßig Pop-up-Restaurant-Events zu veranstalten. Diese erwiesen sich als äußerst beliebt und alle Events waren restlos ausverkauft. Leider mussten aufgrund der Pandemie weitere Events abgesagt werden, so dass wir unser Geschäft schnell anpassen mussten, um zu überleben.

4. Wie wir aufgrund von Covid umdenken mussten

Wir haben ein Joint Venture mit GroupLunch gegründet, um unsere Ramen als Fertiggerichte an Privathaushalte und Unternehmen zu liefern, was in der Zeit der Lockdowns besonderen Anklang fand.

Wir behielten unseren Pop-up-Laden bei und stellten fest, dass es ein Interesse an weiteren japanischen Produkten gab. Also begannen wir, auch japanischen Reis, hochwertige Sojasaucen, Sake, Geschirr usw. zu importieren. Da unser Pop-up-Laden jedoch nur samstags geöffnet war, war unser Umsatzpotenzial sehr begrenzt.

Es war an der Zeit, eine wichtige Entscheidung zu treffen. Mühen wir uns weiter in unserer jetzigen Form ab, geben wir auf oder schlagen wir eine neue Richtung ein?

5. Alles auf eine Karte setzen: die Gründung der „Épicerie Japonaise“ und der Ramen Bar

Da die Nachfrage nach japanischen Produkten groß war und es in Luxemburg kein spezielles japanisches Geschäft gibt, beschlossen wir, die erste „Épicerie Japonaise“ zusammen mit einer kleinen Ramen Bar zu eröffnen.

Die größte Herausforderung bestand darin, die richtigen Räumlichkeiten am richtigen Ort zu finden, dazu mit einem Vermieter, der einen Restaurantbetrieb zulässt. Wir spazierten durch die Stadt und verschiedene Stadtteile und suchten nach möglichen freien Immobilien. Schließlich hatten wir Glück und fanden eine Immobilie am Place de France, ideal gelegen an der Kreuzung zwischen Belair, Merl und Hollerich.

 

Das Projekt erforderte mehr als unsere eigenen finanziellen Mittel, aber wir waren entschlossen, unseren Traum zu verwirklichen. Als Designer hatten wir eine klare Vorstellung davon, was wir erreichen wollten, und verfolgten einen minimalistischen Ansatz. Aufgrund der Pandemie erwies es sich als besonders schwierig, verfügbare Unternehmen zu finden. Außerdem stiegen die Kosten aufgrund von Materialmangel und es kam zu zahlreichen Verzögerungen. Es war eine äußerst stressige Zeit, und es erforderte eine Menge Durchhaltevermögen, um die Hindernisse zu überwinden.

Wir konnten das Geschäft schließlich im Mai 2021 eröffnen und hatten das große Glück, einige fantastische japanische Mitarbeiter für unser Team zu gewinnen.

In der Zwischenzeit wurden die Arbeiten zur Fertigstellung der Ramen Bar fortgesetzt. Die Küche erwies sich als große Herausforderung, denn es dauerte mehr als sechs Monate, bis die gesamte Ausrüstung geliefert wurde, und die Stromversorgung des Gebäudes war unzureichend. Zum Glück konnte unser Vermieter zusammen mit Creos eine Lösung finden, und nach einigen mühsamen Monaten hatten wir endlich eine funktionstüchtige Küche.

Seit Januar 2022 bieten wir nun Speisen zum Mitnehmen und Lieferdienste an, und im Februar haben wir mittags und abends Pop-up-Events veranstaltet. Unsere Mitarbeiter haben einfach einen fantastischen Service geboten.

 

Eine Ramen Bar ist kein schickes Lokal, sondern in der Regel laut, geschäftig und schnell. Die Kunden können vergnügt sein und das Glück in einer Schale genießen.

Bisher war das Feedback der Kunden überaus positiv, und wir beginnen, einige Stammkunden ausfindig zu machen. Wenn die Ramen Bar voll ist, herrscht eine unglaubliche Betriebsamkeit, und man fühlt sich zumindest für einige Augenblicke nach Japan zurückversetzt.


Meis Tipps an Unternehmer in spe

Geld zu verdienen ist zwar für das Überleben und den Erfolg eines jeden Unternehmens unerlässlich, sollte aber nicht die Hauptmotivation für die Gründung eines Unternehmens sein. Als Unternehmer werden Sie so viele Stunden für Ihr Unternehmen aufwenden, dass es wichtig ist, ein Thema zu wählen, für das Sie ein großes Interesse und eine Leidenschaft haben. Sie müssen von ganzem Herzen daran glauben, denn auf dem Weg dorthin wird es viele schwierige Herausforderungen und Opfer geben, die Sie an sich selbst zweifeln lassen. Ein klares Ziel zu haben, von dem Sie überzeugt sind, dass es sich lohnt, wird Ihnen dabei helfen, diese Phase zu überstehen.


Nyuko und Spuerkeess haben eine Partnerschaft abgeschlossen einerseits um den Unternehmergeist zu fördern und andererseits um die Position der Bank bei den Unternehmensgründern schon bei deren ersten Schritten stärken zu können. Mehr Informationen finden Sie hier: https://www.spuerkeess.lu/de/blog/expertenrunde/nyuko-unternehmergeist-foerdern/.

Unternehmertum