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Thorunn Egilsdottir
Corporate Communication Manager
14. Juni 2024

Engagement der Bankenbranche und wie sie ihren ökologischen Fußabdruck reduzieren kann

Wie können Finanzinstitute Technologien und Datenanalysen effektiv zur Minderung der Umweltrisiken in ihren Anlageportfolios einsetzen? Welche Strategien verfolgen Banken, um ihre Finanzdienstleistungen an den Nachhaltigkeitszielen auszurichten, und wie können sie den Kunden Anreize zu einem umweltschonenden Banking bieten? In diesem Interview spricht Julien Froumouth, Sustainable Finance Adviser bei ABBL, über die Rolle der luxemburgischen Banken bei der Finanzierung von Projekten im Bereich erneuerbare Energien und bei der Unterstützung des Übergangs zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft. Darüber hinaus gibt Julien den Lesern fünf Tipps, wie sie das Verhalten einer Bank im Hinblick auf deren Umweltverantwortung beurteilen können.

1. Welche Rolle spielen Luxemburgs Banken bei der Finanzierung von Projekten im Bereich erneuerbare Energien und bei der Unterstützung des Übergangs zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft?

Die Banken, einschließlich der luxemburgischen, sind für Haushalte und Unternehmen die wichtigsten Finanzierungsanbieter. Daher spielen sie eine Schlüsselrolle bei der Beschaffung und Allokation von Kapital im Einklang mit den Nachhaltigkeitszielen der EU und der des eigenen Landes. Die Luxemburger Banken befinden sich in einer einzigartigen Position, ihre Kunden in der Übergangsphase zu unterstützen und zu beraten sowie Projekte zu finanzieren, die ökologisch, sozial und wirtschaftlich nachhaltig sind. 

Zu diesem Zweck gibt es wichtige Instrumente, die Banken wirksam einsetzen könnten, um den Übergang zu unterstützen: 

  • Die Vergabe von Krediten an ihre Kunden für die Renovierung eines Hauses oder den Kauf eines Elektrofahrzeugs. 

  • Nachhaltige Anlagen im Auftrag ihrer Kunden. 

  • Reduzierung der negativen Auswirkungen der eigenen Geschäftstätigkeit. 

Banken können sich den erforderlichen kollektiven Anstrengungen nicht entziehen und sie setzen Maßnahmen um, um den Gesamtenergieverbrauch ihrer Aktivitäten sowie der eigenen betrieblichen Abläufe zu reduzieren und Heizung, Klimaanlagen, den Einsatz von Elektronik oder die Beleuchtung zu optimieren. 

Der Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaft kann nur das Ergebnis gemeinsamer Anstrengungen aller Beteiligten sein - von politischen Entscheidungsträgern über Endverbraucher und Investoren bis hin zu Unternehmen in der Realwirtschaft sowie Finanzinstituten. Die Banken sind wichtige Vermittler im Finanzierungslebenszyklus, aber sie können den Übergang nicht allein vorantreiben. Wir müssen alle gemeinsam handeln! 

2. Welche Strategien verfolgen die luxemburgischen Banken, um ihre Finanzdienstleistungen an den Nachhaltigkeitszielen auszurichten?

Die Ausrichtung der Finanzdienstleistungen an den Nachhaltigkeitszielen bedeutet nicht zwangsläufig, dass die Banken ihren Investitions- und Finanzierungsansatz komplett ändern.  

Die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten bei Anlageentscheidungen und in Beratungsprozessen könnte verschiedene Formen annehmen. 

Die Banken müssen das richtige Gleichgewicht zwischen den Risiken des Übergangs zu einer kohlenstoffärmeren Wirtschaft und den Chancen finden, die sich durch neue Technologien, Innovationen, Klimalösungen und die Schaffung von Arbeitsplätzen bieten. 

Einige luxemburgische Banken haben sich Initiativen wie der Net Zero Banking Alliance (NZBA) oder anderen freiwilligen Programmen angeschlossen, um ihre Finanzierungsaktivitäten an Netto-Null-Zielen auszurichten. Diese Banken unternehmen konkrete Schritte, um glaubwürdig zu sein und die richtige Strategie zu entwickeln. Zuerst legen sie einen Netto-Null-Plan fest und setzen dann dessen Maßnahmen um, um den Plan zu realisieren und schließlich den gemachten Fortschritt zu verfolgen und zu messen. 

Für luxemburgische Banken gibt es zahlreiche Wege, ihr Portfolio zu dekarbonisieren oder Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Einige von ihnen haben Ziele auf Portfolioebene festgelegt und verfolgen den Fortschritt im Hinblick auf die definierten Meilensteine und Indikatoren wie CO2-Emissionen oder Kohlenstoffintensität. 

Andere Banken arbeiten mit ihren Geschäftspartnern oder Beteiligungsunternehmen zusammen, um sie in ihren Dekarbonisierungsbestrebungen zu bestärken oder um einfach ihre ESG-Leistung zu verbessern. Es gibt auch Banken, die begonnen haben, ihr Portfolio in kohlenstoffarme Anlagen oder Sektoren, Klimalösungen oder mit der Energiewende in Verbindung stehende Investments umzuschichten. 

Schließlich legen luxemburgische Banken zunehmend Limite oder Reduktionsziele in Bezug auf kohlenstoffintensive Sektoren fest. 

3. Auf welche Weise sollten luxemburgische Banken ihren Kunden Anreize geben, ihr Banking umweltfreundlich zu gestalten?

Banken haben begonnen, Finanzprodukte und -lösungen für ihre Kunden auf der Grundlage ihrer ESG-Leistung oder der Nachhaltigkeitsziele der zugrunde liegenden finanzierten Projekte zu entwickeln. Laut einer kürzlich von der ABBL und Aurexia durchgeführten Umfrage haben luxemburgische Banken ihre Beschäftigten, darunter auch die Mitarbeiter mit Kundenkontakt, geschult, um die Nachhaltigkeitspräferenzen ihrer Kunden zu identifizieren und sie über Lösungen zu beraten, die ihren persönlichen Bedürfnissen und Präferenzen entgegenkommen. Luxemburger Banken entwerfen grüne Kredite, deren Erlöse für bestimmte Umweltprojekte wie Gebäudesanierungen oder grünen Wasserstoff verwendet werden, oder Kredite, deren Konditionen an die Nachhaltigkeitsleistung des finanzierten Vermögenswerts oder an das Nachhaltigkeitsprofil des Kreditnehmers gekoppelt sind. 

Einige luxemburgische Banken bieten auch diskretionäre ESG-Mandate mit einem großen Anteil an Investitionen in umweltfreundliche oder nachhaltige Investmentfonds an. 

Ein wichtiger Aspekt bei den Maßnahmen der Banken, die Anreize für ihre Kunden schaffen sollen, ist die klare, verständliche und nicht irreführende Aufklärung, Information und Unterrichtung der Kunden über das Engagement der Banken und die beabsichtigten Auswirkungen ihrer Entscheidung, den Übergang zu unterstützen. 

Das bedeutet auch, dass Banken zunehmend ein auf ihre Kunden zugeschnittenes Beratungs- und Produktangebot entwickeln, das die aktuellen Maßnahmen wie staatliche Garantien oder Subventionen sowie zusätzliche Hilfen und Programme von KlimaAgence wirksam nutzt. 

4. Wie können Finanzinstitute Technologien und Datenanalysen effektiv zur Minderung der Umweltrisiken in ihren Anlageportfolios einsetzen?

Was die anderen Finanzdienstleistungen betrifft, so nutzen viele Fintech-Unternehmen und Start-ups digitale Innovation und künstliche Intelligenz zur Verbesserung von Prozessen im ESG-Bereich. Finanzinstitute können nun von innovativen Lösungen für das ESG-Scoring ihrer Kunden, die Nachhaltigkeitsberichterstattung, die Identifizierung von ESG-Kontroversen oder die Datenerhebung profitieren. Einige auf generative KI basierende Lösungen geben auch Empfehlungen für Maßnahmen zur Reduzierung von Emissionen und zur Umschichtung von Portfolios in nachhaltige Anlagen. 

Dieses technologische Potenzial wird auch zum Zweck der Überprüfbarkeit durch einen verbesserten ESG-Datenverifizierungsprozess genutzt. 

5. Was sind Ihre fünf Tipps für Leser, die sich einen schnellen Überblick über das Verhalten einer Bank im Hinblick auf deren Umweltverantwortung verschaffen wollen?
  1. Informieren Sie sich, um sich Klarheit darüber zu verschaffen, worin ein verantwortungsvolles und nachhaltiges Verhalten einer Bank besteht. 

  2. Identifizieren Sie, wie die Umweltverantwortung in der gesamten Organisation festgelegt wurde. 

  3. Überprüfen Sie, ob sich die Bank klare Ziele gesetzt hat, um Klimaneutralität, Nachhaltigkeitsziele oder andere freiwillige Verpflichtungen zu erfüllen. 

  4. Sehen Sie sich die konkreten Maßnahmen an, die die Bank zur Unterstützung ihrer Nachhaltigkeitsziele ergriffen hat. 

  5. Überwachen Sie den Fortschritt, den die Bank im Hinblick auf die vorher festgelegten Ziele und Meilensteine gemacht hat.

Über diesen Blog:

Der rasche Wandel hin zu globaler ökologischer Nachhaltigkeit ist dringend geboten. Wirtschaft und Industrie haben enorme soziale und ökologische Auswirkungen. „Warum ist das wichtig?“  ist ein zweimonatlicher Blog, der darauf abzielt, dieses wichtige Thema aus der Sicht unserer Experten zu beleuchten.


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