29. April 2022

Die Zigarette und wie gegen diesen Umweltverschmutzer Nummer eins ankämpfen

Zigarettenstummel verschmutzen die Umwelt mit giftigen Kunststoffrückständen. An den Weltstränden sind sie der am meist gesammelte Abfall. Wir haben mit Stéphane Hérard gesprochen, dem Geschäftsführer von Shime, das Unternehmen unterstützt Vereine, Gemeinden und Unternehmen wie Spuerkeess bei der Umsetzung von „Null-Zigarettenstummel-Projekten“.

1. Herr Hérard, was sind die schädlichen Auswirkungen auf Natur und Tierwelt?

8 Millionen - so viele Zigarettenstummel werden jede Minute weltweit auf den Boden geworfen!

Eine Zigarettenkippe ist erst nach 15 Jahren abgebaut und verschmutzt 500 Liter Wasser.

Es leuchtet also ein, dass Zigarettenkippen eine echte Belastung für unsere Umwelt sind. Sie sind übrigens auch eine der Hauptquellen für die Verschmutzung der Ozeane mit Kunststoff, da die weggeworfenen Kippen in unsere Flüsse gelangen und so auf der ganzen Welt in die Meere gespült werden. Außerdem zerfallen Zigarettenstummel zu Mikroplastik. Tiere, vor allem Fische, verschlucken sie. Und so landen sie dann wieder auf unserem Teller.

Leider gibt es noch viele andere Umweltrisiken. Jeden Sommer werden wir in den Nachrichten daran erinnert, dass Zigarettenstummel Waldbrände verursachen und Tausende Hektar Baumbestand zerstören.

2. Wie ist die aktuelle Situation in Luxemburg? Wie viele Raucher tragen zur Umweltverschmutzung in unserem Land bei?

2019 haben 27 % der Bevölkerung in Luxemburg geraucht. Mehr als die Hälfte dieser Raucher konsumiert mindestens eine halbe Packung pro Tag. Die Pandemie hat die Situation mit großer Wahrscheinlichkeit noch weiter verschärft.

Auf der Grundlage dieser Annahmen schätzt Shime, dass in Luxemburg jährlich 700 Millionen Zigaretten geraucht werden und dass zwei Drittel davon in der Natur landen. Zur Information und um Missverständnissen vorzubeugen: Ich spreche von gerauchten und nicht von verkauften Zigaretten. In Luxemburg werden jährlich mehr als 7 Milliarden Zigaretten vermarktet.

3. Wie viele luxemburgische Unternehmen beteiligen sich an diesem Kampf gegen die Kippen?

Viele. Trotz der jetzt seit zwei Jahren anhaltenden Corona-Pandemie sind wir sehr positiv überrascht, dass sich die Unternehmen und Communities in Luxemburg für unsere umweltfreundliche Lösung begeistern. Wir freuen uns über diesen Erfolg.

Mehr als 30 luxemburgische Unternehmen aller Größen und Branchen (Finanzen, Versicherungen, IT, Industrie, Transport, Handel, Großhandel und andere) und 10 Städte und Gemeinden sind beteiligt. Letztere repräsentieren über 20 % der Bevölkerung.

4. Wann erwarten Sie, Ihr „Null-Kippen-Ziel“ zu erreichen?

Das „Null-Kippen-Ziel“ ist natürlich ebenso ehrgeizig wie symbolisch. Es steht für unsere feste Entschlossenheit, das Verhalten von Rauchern nachhaltig zu ändern und eine Gesellschaft von Bürgern zu schaffen, denen die Umwelt am Herzen liegt.

Die überschaubare Größe des Landes, die EU-Richtlinie über Einwegplastik, das Engagement der öffentlichen Hand, insbesondere durch die Strategie „Null Offall Lëtzebuerg“ (Null Abfall Luxemburg) und vor allem das Umweltbewusstsein der Bürger - all das bestärkt uns in unserer Überzeugung, dass es keine Utopie ist, Luxemburg zum ersten „Null-Kippen-Land“ zu machen.

Wir werden übrigens seit über einem Jahr vom Wirtschaftsministerium im Rahmen des Programms „Neistart Lëtzebuerg“ (Neustart Luxemburg) bei Entwurf, Entwicklung und lokaler Herstellung von „Kippeneinwurfsäulen“ unterstützt. Umweltbewusste Bürger und Gewerbetreibende können ihre Kippen sammeln und dort entsorgen.

Die Gemeinde Mamer hat sich an diesem in Europa einzigartigen Projekt beteiligt, kaum dass der erste Prototyp fertiggestellt war! In wenigen Wochen wird die erste Säule aufgestellt. Wir planen, sie in mehrere europäische Länder zu exportieren. Unsere Initiative ist innovativ und sehr wirkungsvoll.

5. Was die Zigarettenstummel angeht - welche Tipps haben Sie für unsere Leser?

Unsere Hilfreiche Tipps: 

1. Geben Sie das Rauchen auf oder reduzieren Sie Ihren Konsum! Wir arbeiten bei diesem Thema übrigens mit der Krebs-Stiftung Fondation Cancer zusammen. Die Kontaktdaten der Stiftung finden Sie auf unseren Kommunikationsmitteln.

2. Informieren Sie sich über die Umweltverschmutzung durch Zigarettenstummel und teilen Sie diese Infos mit Ihren Freunden und Verwandten.

3. Beteiligen Sie sich an den zahlreichen freiwilligen Sammlungen, die von Vereinen und Communities organisiert werden und denen sich Shime regelmäßig anschließt. Das ist der beste Weg, um das Ausmaß der Problematik zu begreifen und sein Verhalten zu ändern. Gleichzeitig kann man etwas Sinnvolles für unseren Planeten tu

4. Und gehen Sie mit gutem Beispiel voran:

  • Tragen Sie einen Taschenaschenbecher bei sich, damit Sie Ihre Kippen nicht auf die Straße oder aus dem Auto werfen.

  • Nutzen Sie bei der Arbeit die in Ihrem Unternehmen aufgestellten Aschenbecher. Wenn es noch keine gibt, wenden Sie sich an uns.

  • Bewahren Sie Ihre Zigarettenstummel zu Hause in einem geeigneten Glas oder Behälter auf. Demnächst werden Sie diese in den speziell dafür bereitgestellten Säulen (mit Geolokalisierung) entsorgen können.

Über diesen Blog:

 

Der rasche Wandel hin zu globaler ökologischer Nachhaltigkeit ist dringend geboten. Wirtschaft und Industrie haben enorme soziale und ökologische Auswirkungen. „Warum ist das wichtig?“  ist ein zweimonatlicher Blog, der darauf abzielt, dieses wichtige Thema aus der Sicht unserer Experten zu beleuchten.


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