16. Mai 2022

Der Umstieg auf erneuerbare Energien

Im Jahr 2020 sanken die Treibhausgasemissionen aufgrund der Covid-19-Pandemie, die nicht nur die Wirtschaft, sondern auch unser Reiseverhalten und den Handel beeinflusst hat. Welche Wachstumsperspektiven ergeben sich in Bezug auf erneuerbare Energien in Luxemburg? Wir haben mit Paul Zens gesprochen, dem Präsidenten des gemeinnützigen Vereins „Eurosolar Lëtzebuerg“, der uns fünf nützliche Tipps verrät, mit denen sich erneuerbare Energien effizient im Haushalt einsetzen lassen.

1. Herr Zens, der Krieg in der Ukraine hat gezeigt, wie stark Europa von Energie aus Drittländern abhängig ist.

Dabei erlebt die Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energiequellen einen Boom, und auf absehbare Zeit zeichnet sich keine Verlangsamung dieses Trends ab. Wirkt der Ukraine-Krieg als Triebfeder für den Umstieg auf erneuerbare Energien?

Zumindest auf kurze Sicht bin ich mir da nicht sicher, denn so mancher möchte zur Lösung der aktuellen Probleme Kohle und Kernenergie einsetzen. Dabei ist dies aufgrund der CO2-Emissionen genau der falsche Weg. Und wie sich nun gerade gezeigt hat, besteht die Gefahr, dass Kernkraftwerke direkt oder indirekt zu Kriegszielen werden, ganz zu schweigen von den altbekannten Problemen rund um die nukleare Gefahr. Damit ist die Energiewende also nicht nur eine technische Herausforderung, sondern auch eine Frage der Souveränität.

Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen muss dazu führen, dass wir künftig ganz ohne schädliche Energieträger auskommen. Dies wird nicht einfach, ist aber technisch möglich und auch finanziell machbar. Wir müssen es einfach anpacken. Zumal die Situation nicht wirklich neu ist, denn die Klimakrise und ihre Folgen sind seit vielen Jahren bekannt.

2. Wo steht Luxemburg beim Einsatz von erneuerbaren Energien wie schneiden wir im Vergleich zum Rest der Welt ab?

Die gute Nachricht ist, dass die Produktion aus erneuerbaren Quellen in Luxemburg in den letzten Jahren gestiegen ist und sich derzeit eine gewisse Dynamik entwickelt. Trotzdem können und müssen wir mehr tun. Schon am Erdüberlastungstag für Luxemburg, der unseren unersättlichen Energiehunger widerspiegelt, lässt sich die moralische Verpflichtung ablesen, besser zu werden.

Zum Glück bringt Luxemburg alle Voraussetzungen mit, diese Herausforderung erfolgreich zu meistern – schließlich haben erneuerbare Energien den Vorteil, dass sie lokal verfügbar sind, d. h. nahe am Ort ihrer Erzeugung und Nutzung. Bei uns handelt es sich um Biomasse, Wind und vor allem die Sonne. Es geht also vorrangig um den Bau von Windkraftanlagen und die Installation von Photovoltaikmodulen.

3. Welche aktuellen Trends gibt es, und was erwarten Sie für 2023 in Bezug auf den Preis?

Die Kosten für die Erzeugung von Photovoltaikstrom werden stabil bleiben, da die Sonne kostenlos bleibt. Langfristig darf legitimerweise mit Preissenkungen gerechnet werden, unter anderem, da die Module effizienter werden und immer mehr Photovoltaikanlagen installiert werden.

Ein Aspekt, den man in Betracht ziehen muss, wenn es um die Preise für Energie aus erneuerbaren Quellen geht, sind die Speicherkosten. Wind- oder Solarenergie ist sofort verfügbar, muss aber auch umgehend genutzt werden. Der Überschuss, also die nicht verwendete Energie, kann gespeichert werden, und diese Speicherung kostet Geld, ähnlich wie ein Heizöltank. Die Frage stellt sich in Bezug auf diese Speicherung. Was nicht vergessen werden darf: Einen Heizöltank aufzufüllen, ist teuer, während das Laden einer Batterie über die Sonne nichts kostet. Ebenso ist die Aufstellung von Solarmodulen langfristig kostenlos oder bringt sogar Geld ein.

4. Woher stammt der Großteil der von den luxemburgischen Verbrauchern genutzten erneuerbaren Energien?

Im Jahr 2020 deckte Luxemburg ein Fünftel seines Verbrauchs über die einheimische Erzeugung ab, davon rund 16% über die Produktion auf der Grundlage erneuerbarer Energiequellen. Diese nimmt aufgrund der Installation neuer und effizienterer Windkraftanlagen sowie der sehr hohen Anzahl an Photovoltaikmodulen zu, die insbesondere in der Landwirtschaft auf den Dächern von Ställen und Scheunen installiert werden.

Geografisch wird der Großteil der Energie im Süden und im Zentrum des Landes verbraucht, während sie hauptsächlich im Norden und in anderen ländlichen Gebieten produziert wird. Die Produktion muss näher an den Verbrauch gebracht werden, sodass es notwendig ist, Dächer und andere bereits versiegelte Flächen zu decken.

5. Welche fünf praktischen Tipps können Sie unseren Lesern mitgeben, die ihren Haushalt auf erneuerbare Energien umstellen möchten?

Fünf hilfreiche Tipps: 

1. Halten Sie danach Ausschau, wo und wie sich der Energiehunger verringern kann: Einsparpotenziale gibt es im Haushalt, bei der Mobilität, bei der Heizung und bei anderen großen und kleinen Gewohnheiten.

2. Erkundigen Sie sich bei den Energieberatern der „Klima-Agentur“ oder Spuerkeess zum Thema energetischer Umbau und Renovierungen sowie über die verfügbaren staatlichen Beihilfen, die Ihnen möglicherweise zur Verfügung stehen.

3. Was die Erzeugung von Sonnenenergie betrifft: Auf www.geoportail.lu können sich Immobilieneigentümer über die Ausrichtung und die Sonnenexposition ihres Dachs informieren, mit einer farblichen Illustration des Potenzials.

4. Wer kein Dach zur Verfügung hat, kann sich an eine der Bürgergenossenschaften wenden, die auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien tätig sind. Als Mitglied beteiligt man sich aktiv an der Energiewende.

5. Jeder kleine Schritt lohnt sich in ökologischer wie in finanzieller Hinsicht, sei es, um unseren täglichen Verbrauch zu senken oder um die Erzeugung und Produktivität der erneuerbaren Energien zu steigern.

Über diesen Blog:

 

Der rasche Wandel hin zu globaler ökologischer Nachhaltigkeit ist dringend geboten. Wirtschaft und Industrie haben enorme soziale und ökologische Auswirkungen. „Warum ist das wichtig?“  ist ein zweimonatlicher Blog, der darauf abzielt, dieses wichtige Thema aus der Sicht unserer Experten zu beleuchten.


Verpassen Sie nicht die praktischen Tipps unserer Experten für Ihren Alltag und seien Sie Teil der positiven Veränderung.

Nachhaltigkeit