18. Oktober 2023

Repair Cafés im Unternehmen und wie das Reparieren für eine nachhaltige Zukunft gelingt?

Unternehmensinterne Reparaturcafés sind eine konkrete Umsetzung des Gedankens der Kreislaufwirtschaft. Ziel ist es, in Anerkennung des Werts, der in ausgedienten Gegenständen schlummert, zur Reparatur anstelle von Verschwendung anzuregen. Doch welche Dinge werden in Luxemburg am häufigsten repariert, und wie findet man im Großherzogtum zu einem Reparaturcafé? In diesem Interview geben Léonard Andersen, Projektkoordinator beim gemeinnützigen Verein CELL, und Laetitia Mitchell, „Project Manager“ Klimapakt bei IMS Luxembourg, fünf praktische Tipps für alle, die ein Repair Café in ihrem Unternehmen gründen möchten.

1. Welches Konzept steckt hinter einem Repair Café in einem Unternehmen, und wo liegt der Unterschied zwischen einem herkömmlichen und einem unternehmensinternen Repair Café?

Repair Cafés in Unternehmen beruhen auf dem Modell der Kreislaufwirtschaft, indem sie den Wert von Gegenständen erhöhen und darauf abzielen, dass diese nicht mehr als Abfall begriffen werden. Es gilt: Reparieren statt wegwerfen! Damit ähnelt das Konzept weitgehend dem eines durch bürgerschaftliches Engagement entstandenen Reparaturcafés. 

Die Mitarbeitenden werden dazu angeregt, reparaturbedürftige Gegenstände von zuhause mitzubringen und unter Anleitung von Freiwilligen zu entdecken, wie sie sich instand setzen lassen. Das organisierende Unternehmen mobilisiert freiwillige Reparateure aus den Reihen seiner Belegschaft und lädt sämtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein, das Angebot zu nutzen. Unternehmensinterne Repair Cafés finden in der Regel unter der Woche statt und sind Angehörigen des Unternehmens vorbehalten.

Wir möchten zur Verbreitung von Repair Cafés in Unternehmen beitragen, um für die Reparatur von Gegenständen zu sensibilisieren und dem Ressourcenverbrauch Einhalt zu gebieten. Gebrauchte Dinge erhalten so ein zweites Leben, und zugleich bietet sich eine Gelegenheit, die verborgenen Talente bestimmter Kolleginnen und Kollegen zu entdecken. Zudem entsteht ein Treffpunkt, der es erlaubt, sich mit anderen aus dem Unternehmen in einem neuen Kontext auszutauschen.

2. Was sind die beliebtesten Dinge, die die Luxemburger in Repair Cafés instandsetzen? Und macht es einen Unterschied, wenn das Repair Café in einem Unternehmen angesiedelt ist?

In Luxemburg sind es vornehmlich elektrische Haushaltsgeräte (Kaffeemaschinen, Staubsauger, Küchenmaschinen). An zweiter Stelle stehen Alltagsgegenstände wie Leuchten, Fahrräder, Textilien oder Werkzeug. Es sind Dinge, die tagtäglich im Einsatz sind. Manchmal bringen die Besucher auch defekte Gegenstände mit, die sie jahrelang in einer Schublade aufbewahrt hatten. Rund 60% der mitgebrachten Gegenstände werden repariert und starten anschließend in ein zweites Leben!

Bislang stellen wir keinen Unterschied zwischen Dingen fest, die in einem unternehmensinternen oder in einem durch bürgerschaftliches Engagement entstandenen Repair Café repariert werden.

Weltweit stellt repaircafe.org nähere Informationen dazu bereit, welche Gegenstände 2020, 2021 und 2022 am häufigsten instand gesetzt wurden.

3. Wie finden Verbraucher den Weg zu einem Repair Café in Luxemburg?

Wir raten interessierten Personen, den Kalender der kommenden Repair-Café-Termine auf repaircafe.lu oder der Facebook-Seite (facebook.com/www.repaircafe.lu) einzusehen. Eine Anmeldung ist für den Besuch eines Repair Cafés nicht erforderlich.

Ohne Freiwillige kein Repair Café. Falls Sie Lust haben, als Reparateur teilzunehmen oder bei der Organisation mitzuwirken und für einen reibungslosen Ablauf der Veranstaltung zu sorgen, füllen Sie deshalb gerne auch das Formular auf repaircafe.lu aus.

4. Inwieweit hat sich das Konzept bis heute durchgesetzt? Gibt es hierzu Zahlen?

Nach 4 Repair Cafés im Jahr 2021 und 35 im Jahr 2022 haben wir es 2023 mit Stand September bereits auf 53 geschafft. Dank der Mobilisierung der Gemeinden steigt die Anzahl der angebotenen Termine rapide an.

Was die vorgestellten Gegenstände betrifft, so sind es seit dem ersten Aufkommen der Repair Cafés in Luxemburg vor zehn Jahren bald schon 2.000, und in diesem Frühling wurde die Marke von 1.000 vorgenommenen Reparaturen geknackt. Und schließlich zählen wir rund 300 Reparateure und Freiwillige, die sich bereits für unsere Sache einsetzen.

Zahlreiche Herausforderungen bleiben noch bestehen:

  • den vier bestehenden Repair Cafés ein dauerhaftes Bestehen zu sichern,

  • Gründungen in Gemeinden zu fördern, die noch nicht über ein Repair Café verfügen,

  • die Dynamik des freiwilligen Engagements weiter anzufachen,

  • neue Reparateure zu finden

  • und allgemein für die Instandsetzung zu werben.

5 nützliche Tipps

falls Sie zur Einrichtung eines Repair Cafés in ihrem Unternehmen beitragen möchten:

  1. Informieren Sie sich auf repaircafe.lu.
  2. Bestimmen Sie eine Botschafterin oder einen Botschafter für das Projekt in Ihrem Unternehmen.
  3. Stimmen Sie sich mit den Unternehmen ab, um mehr Freiwillige zu mobilisieren.
  4. Eine gute Kommunikation ist entscheidend, um so viele Menschen wie möglich zum Mitmachen zu bewegen.
  5. Zögern Sie auch nicht, auf repaircafe.lu Hilfe anzufordern.

Über diesen Blog:

 

Der rasche Wandel hin zu globaler ökologischer Nachhaltigkeit ist dringend geboten. Wirtschaft und Industrie haben enorme soziale und ökologische Auswirkungen. „Warum ist das wichtig?“  ist ein zweimonatlicher Blog, der darauf abzielt, dieses wichtige Thema aus der Sicht unserer Experten zu beleuchten.


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