Wie wird generative KI bei Spuerkeess seit der Einführung von ChatGPT wahrgenommen?
Auffallend war, wie schnell sich die Mitarbeiter diese Tools in ihrem Privatleben angeeignet haben. Im Unternehmen führte das dazu, dass die Teams sich allmählich fragten, wie ihnen diese Technologien im Alltag helfen können. Auch die Einstellung änderte sich, es gab mehr Neugier und Experimentierfreude. Für uns war es die Gelegenheit, einen konkreten und pragmatischen Einführungsprozess zu strukturieren.
Wie haben Sie das organisiert?
Wir haben mit der Sensibilisierung des Topmanagements begonnen, denn ohne strategische Unterstützung sind Fortschritte schwierig. Anschließend ernannte jede Abteilung einen „AI Champion“, einen in GenAI geschulten Referenten. Diese Referenten identifizierten dann selbst Anwendungsfälle in ihrem Einzugsbereich. Innerhalb weniger Wochen erhielten wir rund fünfzig konkrete Vorschläge. Das zeigt, dass Innovation nicht nur von oben kommt: Sie entsteht auch in der Praxis, wenn die richtigen Werkzeuge und das richtige Verständnis vermittelt werden.
Welche Anwendungsfälle haben Sie identifiziert?
Das geht weit über das Generieren von Texten hinaus. Es geht darum, interne Prozesse zu optimieren, monotone Aufgaben zu automatisieren, die Kundenbeziehungen flüssiger zu gestalten und die Datenqualität zu verbessern. Es geht nicht darum, die Menschen zu ersetzen, sondern ihnen die Möglichkeit zu geben, sich auf Aufgaben mit höherem Mehrwert zu konzentrieren. KI wird so zu einem Hebel für mehr Effizienz, nicht zu einem Selbstzweck.
Mit welchen großen Herausforderungen sind Sie konfrontiert?
Zunächst einmal sollte man nicht einer Modeerscheinung verfallen. KI darf keine Spielerei sein, sondern ein Werkzeug im Dienste einer klaren Strategie. Dann ist da die Frage nach der Infrastruktur: Die Modelle sind ressourcenintensiv, und wir müssen sie in einer sicheren, kontrollierten Umgebung laufen lassen, die unsere regulatorischen Anforderungen erfüllt. Hier kommen Initiativen wie „MeluXina“, Luxemburgs Supercomputer, oder europäische Partnerschaften zum Tragen.
Wie sieht es in regulatorischer Hinsicht aus?
Der „AI Act“ ist ein wichtiger Schritt nach vorn. Er verlangt Transparenz, Nachvollziehbarkeit und vor allem die Rechenschaftspflicht der Nutzer. Bei uns führt das zu einem allgemeinen Kompetenzaufbau: Jeder, vom Board bis zu den operativen Mitarbeitern, muss verstehen, was ein KI-Modell ist, wie es funktioniert und in welchem Rahmen es eingesetzt werden kann. Das ist die Voraussetzung für eine dauerhafte Annahme.
Wie sehen die nächsten Schritte für Spuerkeess aus?
Wir legen gerade unsere KI-Strategie für die nächsten fünf Jahre fest. Ziel ist es, von einer Testphase in eine Industrialisierungsphase überzugehen. Das bedeutet, dass wir die Anwendungsfälle priorisieren, die Teams strukturieren, unsere technischen Kapazitäten ausbauen, aber auch die Mitarbeiter weiterhin in diese Transformation einbinden müssen. KI ist kein IT-Projekt, sondern ein Unternehmensprojekt.