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Evergreens Insights: Die Finanzmärkte laut Nick Huberty - zwischen Volatilität, Diversifizierung und geopolitischer Realität

In diesem Auszug aus dem Podcast „Evergreens by Spuerkeess“ erhält Nick Huberty, Experte für Portfolioverwaltung bei Spuerkeess, das Wort, um die Dynamik der Finanzmärkte im Jahr 2025 zu entschlüsseln. Er verweist auf die kontrastreiche Performance von Aktien, die Folgen der amerikanischen Geldpolitik, die Herausforderungen im Zusammenhang mit der Diversifizierung und neue Trends wie Rohstoffe und Kryptowährungen. Eine klare, differenzierte Analyse zwischen Zurückhaltung und Chancen.

Wie würden Sie das erste Halbjahr 2025 an den Märkten qualifizieren?

Insgesamt haben sich die Märkte trotz einer deutlichen Korrektur im April gut entwickelt. Allerdings hat die starke Aufwertung des Euro die Gewinne bei amerikanischen Aktien für europäische Anleger geschmälert. Was in den USA solide erscheint, kann in Euro de facto negativ sein.

Die chinesische KI „DeepSeek“ schürte zu Beginn des Jahres Zweifel. Welche Folgen hatte das?

Im Februar performten amerikanische Technologiewerte unterdurchschnittlich. Seitdem haben sie sich, von einigen Ausnahmen wie Apple abgesehen, wieder erholt. Erwähnung verdient, dass 60 % der Performance des S&P 500 auf die „Magnificent Seven“ entfällt, mit Nvidia und Meta an der Spitze. Auch in Europa konzentriert sich die Performance auf einige wenige Titel.

Der „Liberation Day“ war ein Wendepunkt. Welche Folgen hatte das?

Die von Donald Trump durchgesetzten Zölle haben zu einem Sell-off bei Treasuries geführt. Dennoch gab es keine massiven Abverkäufe von US-Staatsanleihen durch ausländische Anleger. Der Dollar wertete ab, aber es ist noch zu früh, um über einen neuen Zyklus zu sprechen.

Und die amerikanische Geldpolitik?

Trump kritisiert Jerome Powell offen und wünscht sich eine expansivere Politik. Er wird die Fed nicht direkt beeinflussen können, aber Powells Amtszeit endet bald. Sein Nachfolger könnte einen flexibleren Ansatz verfolgen, mit enormen Auswirkungen auf den US-Haushalt.

Bleibt die Inflation unter Kontrolle?

Ja, sie ist erstaunlich niedrig. Die Zölle haben sich noch nicht auf die Zahlen ausgewirkt. Die Fed bleibt vorsichtig, aber ein proaktiverer Ansatz wäre besser, um überstürzte Zinssenkungen zu vermeiden.

Und in Europa?

Der Euro wirkt als deflationärer Katalysator, belastet aber unsere Ausfuhren. Dadurch wird das Wachstum gebremst. Die EZB hat die Zinsen gesenkt, aber ich gehe davon aus, dass noch zwei bis drei weitere Zinsschritte folgen könnten, wenn die Inflation niedrig bleibt.

Rohstoffe haben sich gut entwickelt. Vor allem Gold?

Gold hat in diesem Jahr über 20 % zugelegt und sich in fünf Jahren verdoppelt. Silber folgte diesem Trend, vor allem nach der Ankündigung der russischen Zentralbank. Dies führt den Vertrauensverlust in den Dollar und ein wachsendes Interesse an Fluchtwerten vor Augen.

Und was ist mit Bitcoin?

Kryptowährungen hielten sich gut, aber nur Bitcoin konnte liefern. Sie haben keine Absicherungsaufgabe. In den USA sind sie zu einer legitimen Anlageklasse geworden, aber bei uns ist die Wahrnehmung anders.

Wie sieht Ihre Prognose für das zweite Halbjahr aus?

Der Höhepunkt der Volatilität liegt wahrscheinlich hinter uns. Sie könnte aber langfristig hoch bleiben. Alles wird von den Unternehmensergebnissen abhängen. Wenn sie solide sind und die Fed die Zinsen bereits im September senkt, ist das Szenario günstig. Ansonsten wird es schwierig, die aktuellen Niveaus zu übertreffen.