22. April 2025

Evergreens Insights: Anne-Marie Loeschs Ratschläge zu den Herausforderungen der Nachhaltigkeit

In diesem Ausschnitt aus dem Podcast „Evergreens by Spuerkeess“ legt Anne-Marie Loesch, Head of Sustainability & Business Development des House of Sustainability, ihre Ansichten zur Bedeutung von Nachhaltigkeit dar und erklärt wie Unternehmen auf dem Weg zu einer erfolgreichen Energiewende begleitet werden können. Entdecken Sie ihre Tipps für eine effektive Umsetzung und ihre Strategien zum Aufbau eines nachhaltigen und resilienten Unternehmens.

Können Sie uns erklären, worin Nachhaltigkeit besteht und warum sie heutzutage für Unternehmen von entscheidender Bedeutung ist?

Bei Nachhaltigkeit in Unternehmen geht es darum, die Dimensionen Umwelt, Soziales und Governance (ESG) in die Strategien, Prozesse und gesamte Führung einer Organisation einzubeziehen. Sie umfasst insbesondere die Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks, die Berücksichtigung sozialer Belange (Arbeitsbedingungen, Vielfalt, Auswirkungen auf Gemeinschaften) und die Umsetzung verantwortungsvoller und transparenter Führungspraktiken.

Seit einigen Jahren müssen Unternehmen in einem Umfeld bestehen, das von steigenden Erwartungen und Anforderungen seitens ihrer Kunden, Anleger, Mitarbeiter und weiterer Interessengruppen geprägt ist. All diese Stakeholder erwarten konkrete Verpflichtungen zur Begrenzung der Umweltauswirkungen der Geschäftstätigkeit und zur Erzeugung einer positiven gesellschaftlichen Wirkung. Im Rahmen des „Green Deal“ hat sich die Europäische Union ehrgeizige Klimaziele gesetzt, um bis 2050 CO2-neutral zu werden. Um diesen ökologischen Wandel zu begleiten, hat sie eine Reihe an Richtlinien verabschiedet, darunter die „Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD)“. Diese Richtlinie soll bewirken, dass Unternehmen ihr Abschneiden bei ESG-Themen transparenter offenlegen, und ihre Umstellung auf nachhaltigere Geschäftsmodelle beschleunigen.

Welche Hauptziele werden mit dieser Richtlinie verfolgt und wie wirkt sie sich auf Unternehmen aus?

Die „Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD)“ soll die Transparenz von Unternehmen in Bezug auf Nachhaltigkeit verbessern und den Zugang zu den ESG-Daten vereinfachen, die Banken, Anleger und andere Interessengruppen benötigen. Ziel ist es, auf der Grundlage zuverlässiger, vergleichbarer und standardisierter Informationen Kapitalflüsse leichter in nachhaltige Investitionen umzulenken.

Um diese Ziele zu erreichen, führt die CSRD europäische Standards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung ein, die sogenannten European Sustainability Reporting Standards (ESRS)”. Diese Standards ermöglichen eine europaweit einheitliche Strukturierung der ESG-Daten und erleichtern damit den Vergleich zwischen verschiedenen Unternehmen und Branchen. Überdies wird mit der Richtlinie auch eine Pflicht zur Prüfung der veröffentlichten Angaben eingeführt, um deren Zuverlässigkeit zu gewährleisten und Greenwashing” zu verhindern.

Ursprünglich sollte die CSRD über 40.000 Unternehmen in Europa betreffen. Im Entwurf der Omnibus-Richtlinie ist jedoch vorgesehen, den direkten Anwendungskreis deutlich zu verkleinern und die Anwendung zeitlich zu verschieben. Allerdings werden viele Unternehmen, die nun vom direkten Anwendungsbereich ausgenommen sind, weiterhin indirekt betroffen sein – in Form von Anfragen nach ESG-Informationen seitens ihrer Kunden, Geschäftspartner, Banken oder auch großer Auftraggeber, die ihrerseits der CSRD unterliegen. Für diese nicht in den Anwendungskreis fallenden Unternehmen wird derzeit ein freiwilliger Standard mit der Bezeichnung Voluntary Standards for non-listed SMEs (VSME)” entwickelt. Das Ziel ist es, ihnen eine einmalige, verschlankte ESG-Berichterstattung zu ermöglichen, um auf die zahlreichen oft zeitraubenden und ressourcenintensiven Anfragen reagieren zu können.

Wie können Unternehmen konkret wertschöpfende Nachhaltigkeitsmaßnahmen umsetzen?

In meinen Augen ist Nachhaltigkeit in erster Linie als Hebel zur Performancesteigerung zu betrachten. Die Verbesserung des Energie- und Abfallmanagements oder Investitionen in erneuerbare Energien verringern beispielsweise die Abhängigkeit von schwankenden Preisen und bewirken zugleich erhebliche Einsparungen – zumal attraktive staatliche Förderprogramme das Return on Investment beschleunigen. Dies zeigt, dass finanzielle Performance und Klimaschutz miteinander einhergehen können.

Im sozialen Bereich können Investitionen in Fortbildungsmaßnahmen, Wohlbefinden am Arbeitsplatz oder in Maßnahmen, die eine bessere Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben fördern, überaus positive Auswirkungen auf die Motivation und das Engagement der Mitarbeiter haben, was wiederum die Gesamtperformance des Unternehmens steigert.

Im weiteren Sinne kann Nachhaltigkeit als Transformationshebel betrachtet werden, der die Wettbewerbsfähigkeit und Resilienz von Organisationen langfristig stärkt und sie in die Lage versetzt, sich einer Welt anzupassen, die einem tiefgreifenden Wandel unterliegt.

Welche Schritte sind zu unternehmen?

Dies hängt von der Reife des Unternehmens auf diesem Gebiet ab. Einige Unternehmen haben bereits Berührungspunkte mit uns, andere beginnen mit einem Erstkontakt mit ihrer Bank zum Thema Nachhaltigkeit. Im „House of Sustainability“ setzen wir Informations- und Sensibilisierungsformate rund um Nachhaltigkeitsthemen um, und mit dem „House of Training“ führen wir Schulungsprogramme zu einer breiten Palette verschiedener Themen wie Dekarbonisierung, Kreislaufwirtschaft, Nachhaltigkeitsberichterstattung oder nachhaltige Innovation durch. Gemeinsam mit dem Wirtschaftsministerium setzen wir Finanzierungsprogramme um, um Unternehmen bei ihren Nachhaltigkeitsprojekten zu unterstützen, z. B. bei der Durchführung von Diagnosen oder Investitionen in Projekte, die ihren ökologischen Fußabdruck verbessern. Neben unserem eigenen Serviceangebot leiten wir auch auf die Angebote unserer Partner im Ökosystem weiter und sind daher gut aufgestellt, um Teilnehmer des „Transition Enabler“-Programms von Spuerkeess zu betreuen und sie bei der Verbesserung ihrer ESG-Performance zu begleiten.

Welche Ratschläge würden Sie Unternehmen geben, die Nachhaltigkeit in ihre Strategie einbinden möchten?

Zunächst einmal würde ich Unternehmen raten, neugierig zu sein und sich ein Bild von ihren Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft sowie in puncto Governance zu machen. Ein erster konkreter Schritt kann die Beantwortung des „Transition Enabler“-Fragebogens sein, der auf den VSME-Standards basiert und einen standardisierten Rahmen bietet. Auf diese Weise kann das Unternehmen die effektivsten Handlungshebel identifizieren, die sowohl auf seine Branche als auch auf die internen Besonderheiten jeder Organisation zugeschnitten sind. Es ist wichtig, sich vor Augen zu halten, dass ein Konzept zur nachhaltigen Entwicklung niemals anhand einer universellen Schablone entworfen werden kann, die sich überall anwenden lässt, sondern einen maßgeschneiderten Ansatz darstellt, der je nach den spezifischen Herausforderungen des jeweiligen Unternehmens zu gestalten ist. Ich würde auch empfehlen, Prioritäten zu setzen, wenn man sich auf diesen Weg begibt, und nicht den Faden zu verlieren, weil man alles auf einmal in Angriff nehmen möchte. Besser ist es, dort anzusetzen, wo sich echte Verbesserungen bewirken lassen. Schließlich sollte man sich nicht scheuen, auf bestehende Instrumente, Schulungen, Finanzierungsprogramme, Gütesiegel und die auf nationaler Ebene angebotenen Orientierungshilfen zurückzugreifen, um konkrete Fortschritte auf dem Weg zur Nachhaltigkeit zu erzielen.

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